Die kleine Hexe

(2006)

Otfried Preußler

 

 

Die kleine, erst 127 Jahre alte Hexe (überzeugend gut: Andrea Pietzonna) lebt mit ihrem treuen Raben Abraxas (witzig und engagiert: Wolfgang Zach) im tiefen Wald und studiert sieben stunden am Tag die Hexenbücher, um eine gute Hexe zu werden. Das hat sie nämlich der Oberhexe (Daniela Erb-Zach) versprechen müssen, damit sie endlich - trotz ihrer Jugend - am Hexentanz auf dem Blocksberg in der Walpurgisnacht teilnehmen darf. Also übt sich die kleine Hexe mit Unterstützung mit ihrem steht krächzenden Abraxas in guten Taten: Sie hilft alten Weibern beim Holzsammeln und verzaubert den hartherzigen Revierförster (Günther Kastner mit mehreren Rollen und Bühnenbau) in einen hilfsbereiten. Beim Markttag, einer turbulenten Szene mit vielen Darstellern und einem köstlichen "Billigen Jakob" (sehr wandlungsfähig, Anna von Warsberg später auch als frecher Fritz und Feldhexe), hilft sie dem armen Blumenmädchen (Karina Kopp), ihre Papierblumen zu verkaufen. Eine andere gute Tat spielt mitten im Winter: den frierenden und ständig niesenden Maroniverkäufer (köstlich: Karsten Mayer) kann die kleine Hexe erwärmen; und dann die Sache mit dem Schneemann (Stehvermögen zeigt Uwe Ringhof, Technik), eine ebenso optisch wie spielerisch die Zuschauer begeisternde Szene.

 

Viel zu lachen gibt es beim Schützenfest, beim dem die kleine Hexe alles so verhext, dass totale Verwirrung herrscht. Und spätestens hier muss die musikalische Begleitung des Kinderstücks erwähnt werden, die ausschließlich von Dieter Pfisterer am Akkordeon bestimmt wird. Er versteht es ausgezeichnet, die verschiedenen Stimmungen der Akteure musikalisch zu unterstreichen und hat für die Hexereien der kleinen Hexe ganz besondere Erkennungsmelodie.

 

Nach der Pause ist die kleine Hexe mit ihrem Besen auf den Blocksberg geflogen, heimlich gefolgt von ihrem treuen Abraxas. Hier will sie vor den Hexenrat treten und mit ihrem guten Taten beweisen, dass sie eine gute Hexe ist. Und dann fegen sie kreischend herein: die Feuerhexe, die Kräuterhexe, die Waldhexe, die Gewitterhexe ... Eine Spitzen-Szene, die ebenso eindrucksvoll-realistisch wie schaurig-schön und ungeheuer aufregend ist. Ganz toll die Kostüme und Masken (Dorina Ringhof) und großartig der Einsatz der Darstellerinnen.

 

Die kleine Hexe besteht glänzend alle Prüfungen (zauberhafte Überraschungsgags) und glaubt sich schon fast am Ziel, da kommt die böse Hexe Rumpumpel (Brinja Sefrin-Hornung) und erzählt giftig von den "guten Taten", die sie als Reporterin beobachtet hat. Und die kleine Hexe muss erfahren, dass es die Aufgaben von Hexen ist, Böses zu hexen, und weil sie nur gutes gehext hat, ist sie also eine schlechte Hexe! Dafür soll sie ganz fürchterlich bestraft werden... Aber wie alle Märchen, geht auch diese Geschichte für die Guten gut aus.

 

Lang anhaltender, begeisterter Beifall von kleinen und großen Zuschauern belohnt die engagierte Schauspielleistung der "Kleinen Bühne", hinter der teilweise der Einsatz ganzer Familien steckt. "Die kleine Hexe" ist der Auftakt zum diesjährigen "Neckarsteinacher Burgensommer", der mit vier weiteren .

 

Mitwirkende: Brinja Sefrin-Hornung, Günther Kastner, Andrea Pietzonna, Wolfgang Zach, viele wilde Hexen und kleine Zauberer

Technik: Dieter Kienzler, Uwe Ringhof

Musik: Dieter Pfisterer

Regie: Rudi Reimitz