Mirandolina

Carlo Goldoni

(1993)

 

Mirandolina, eine hübsche, alleinstehende, junge Wirtin, betreibt eine Locanda, eine Art Hotel garni. Von den Männern verehrt, hat sie nur Spott für ihre Verehrer, obwohl sie zur Ehefrau wie geschaffen scheint. Zwei Adelige machen ihr den Hof. Nicht, um sie zu heiraten - das wäre undenkbar, ein sozialer Abgrund liegt dazwischen -, sondern weil sie das Abenteuer suchen, ein sie zu nichts verpflichtendes Verhältnis.

 

Der Marchese von Forlipopoli ist die Karikatur des alten abgewirtschafteten Aristokraten, wie sie in Venedig zu Hauf herumliefen. Er besitzt kaum mehr als seinen Titel und will sich die Gunst Mirandolinas und eines jeden Frauenzimmers, das ihm in die Quere kommt, erschnorren. Geizig ist er und feige obendrein. Der junge Conte di Albafiorita steht mit seinem erkauften Grafentitel für die neureiche Jugend, die - in Playboy-Manier, würde man heute sagen - das mühsam erworbene Geld der Väter verjubelt. Er baut auf die Macht des Geldes, beschenkt Mirandolina reichlich und vor allem öffentlich, beschämt damit seinen Rivalen, zwingt ihn, ebenfalls Geschenke zu machen, und powert ihn dadurch aus.

 

Die komische Rivalität dieser Beiden bildet den Gegenpart zum Hauptthema, dem Spiel, das die Wirtin mit dem dritten Adeligen, dem Cavaliere di Ripafratta, treibt. Dieser selbstzufriedene Junggeselle empfindet die Frauen ungefähr so störend wie Mirandolina die Männer. Mit List, mit geheucheltem Verständnis für seine Eigenart, mit Koketterie in der Maske der Biederkeit, mit einer völlig naiven Durchtriebenheit macht Mirandolina den Frauenfeind in sich verliebt: des Widerspenstigen Zähmung durch Intelligenz und Manieren. Ein Triumph, der sie, während sie ihn auskostet, schon beschämt. Am Ende entspricht Mirandolina dem letzten Willen ihres verstorbenen Vaters und heiratet den redlichen Kellner Fabrizio, der unter seiner mühsam gedämpften Eifersucht schwer gelitten hat.

 

Mitwirkende: Felix Hörr, Ursula Hoffmann, Günther Kastner, Marion Kienzler, Barbara Kirchner, Karsten Meyer,Rudi Reimitz, Ulrike Schreiber, Volker Seitz, Wolfgang Zach

Regie: Hans-Jürgen Metzner